Sonntag, 15. Juni 2014

Das Meer und seine Bewohner: Die Makrele. Und wie man sie fängt.


Das ist eine Makrele, lateinisch Scomber Scomber. Es ist die zweite Makrele, die mir auf dieser Reise an den Haken geht. Ich bin jedes Mal von ihrer Schönheit beeindruckt. 

Vor vielen Jahren, auf der Juanita, hatte ich noch das richtige Angelgeschirr, und da gelang mir öfter ein Fang. In den letzten Jahren habe ich vieles ausprobiert, was mir kroatische Fischer empfohlen haben: aber seit etwa drei Jahren hatte ich nie Erfolg. Die Köder, das Angelzeug, es funktionierte nicht. Tagelanges Starren auf die Wasseroberfläche, vergebens. Jetzt, in Ravenna, habe ich bei einem fliegenden Händler auf einem Markt das Teil gefunden, mit dem ich auf der Juanita immer Erfolg hatte: Die Fischer nennen es "Schima", es kostet vier Euro, und damit hatte ich schon am zweiten Tag Erfolg. Doch darüber später, wie man der Makrele vom Boot aus listig nachstellt.


Mein Lieblingsbuch über "Die genießbaren Fische der italienischen Meere", erschienen 1953 im Verlag Ulrico Hoepli in Mailand, listet allein über 50 verschiedene Namen für die Makrele auf. Im Italienischen heißt sie "Sgombro", die Bewohner Liguriens und der Toskana nennen sie aber auch "Alalunga" ("langer Flügel"), die Apulier sagen "Scellone" oder auch "Muetulu", Franzosen nannten sie "Germon longue Oreille" ("Lang-Ohr"), die Engländer nennen sie "Albacor" wie auch die Portugiesen. Aber das schönste Wort: das haben die Slowenen: sie nennen sie "Skusa", gesprochen ganz weich "Skuscha", mit langem U. Man merkt, wie sehr dieser Bewohner des Meeres die Menschen am Meer beschäftigt hat. Über alle Jahrtausende hinweg.

Die Makrele wartet mit einigen biologischen Besonderheiten auf: Sie hat - anders als die meisten Fische, ähnlich wie die Haie - keine Schwimmblase. Das würde für das schnelle Jagen, das Auf- und Absteigen zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Haie regeln das über ihre Leber. Makrelen aber müssen ständig in Bewegung bleiben, sonst würden sie ganz einfach reglos in der Tiefe versinken. Aber für's schnelle Bewegen sind sie auch gebaut: Sie sind die schnellsten Jäger und schnappen spielend nach dem Köder, den ich mit etwa 5-6 Knoten, also im Tempo eines schnelleren Joggers, hinter Levje herziehe. Sie verfügen über einen unglaublich schnellen Antrieb, über fünf, sechs einziehbare besondere Rückenflossen ("Finnen"). Würde ich für AUTO, MOTOR, SPORT schreiben, würde ich von "einziehbarem Heckspoiler" und "Von 0 auf 10 Knoten in ??? Sekunden" sprechen.


Im Winter, zum Laichen, läßt sie sich tief in Schwärmen im Meer absinken, auf mehrere 100 Meter. Und ruht da still. Im Sommer ist sie hungrig und beständig auf der Suche nach kleinen Fischen, Plankton. Da ist sie am besten zu Fangen. Sie treibt sich von Juni bis Oktober in Schwärmen nah an der Küste und fast unter der Wasseroberfläche herum. Und ist gierig. Die Makrele, die ich gestern gefangen habe, hatte noch einen kompletten, fingerlangen Fisch im Bauch und schnappte doch gleich nach meinem Köder, als der blinkend an ihr vorbeizog. "Ihre Habgier wird ihr Untergang", lautet einer der schönen Sätze von Patrick O'Brian's Jack Aubrey aus meinem favorite movie "Master und Commander" - und das gilt für die Makrele ganz besonders. Man fängt sie, indem an etwa 30 Meter Leine einen kleinen Schwimmer, die "schima" hinterherzieht. Der taucht während der Fahrt auf 5 - 10 Meter Tiefe ab und zieht hinter sich an etwa 8-10 Metern Länge einen Blinker mit Drilling her. Makrelen und Bonitos sind hier im Mittelmeer die einzigen Fische, die man bei 5 Knoten Fahrt fängt.

Wer wissen will, was die Deutschen mit den 20.399 (!!) Tonnen Makrelen, die sie in 2012 verzehrten, alles in der Küche anstellen: Chefkoch.de bietet etwa 150 Kochrezepte. Aber kulinarisch den Vogel schießen dann doch wieder die Italiener ab.


Genaue Beschreibung des Zubehörs: Bitte Mail an tkaesbohrer@googlemail.com.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen